Stresskonzept nach Seyle

Der in Ungarn gebornene Seyle definierte nach jahrzehntelanger Forschung den Begriff Stess wie folgt: »Stress ist die Summe aller Adaptationsvorgänge und Reaktionen körperlicher wie psychischer Art, mit denen ein Lebewesen auf seine Umwelt und die von innen und außen kommenden Anforderungen reagiert.«

Arbeitet ein Therapeut mit der Methode Applied Kinesiology ist es ihm möglich alle negativen Einflussgrößen (Distress), welche auf den Betroffenen einwirken ausfindig zu machen. Damit kann möglichst viel Eustress (Normostress) ermöglicht werden.

Liest man die o.g. Definition genau ergeben sich folgende Gesetze:

  • Kein Leben ohne Stress
  • Ohne Stress kein Leben

Seyle betonte dies immer wieder, wurde aber trotzdem von vielen – und das gilt noch für heute – missverstanden. Um ein klareres Verständnis zum Thema Stress zu schaffen definierte er zusätzlich folgende Begriffe:

Eustress und Distress:

Eustress ist die Polarität die uns guttut. Diesen benötigen wir für unsere Vitalität und unser Leben. Distress ist der Teil der schlecht für uns ist, wozu wir gezwungen werden und der für Überlastung sorgt. Es handelt sich also um zwei Polaritäten.

Daraus ergibt sich, dass wir möglichst viel Eustress und ein Minimum an Distress haben sollten. Seyle selbst gibt dazu folgende Vorschläge:

  • Lernen Sie auf sich zu hören und zwischen Eustress und Distress zu unterscheiden.
  • Eigene Probleme analysieren.
  • Lerne dein eigenes Ruhebdürfnis kennen und achte es.
  • Seyle wies bereits auf die Wichtigkeit einer Herdsanierung (z.B. Narben) hin, da diese permanenten Distress darstellen.
  • Einseitige Belastungen meiden. Der Körper gleicht Stress auf einer Ebene gern durch Stress auf einer anderen Ebene (z.B. Sport, Musik, Kunst usw.) aus

Seyle fand in jahrzehntelangen Laborversuchen heraus, dass man jedes Tier zu Tode stressen kann. Somit sollte man bei einem Übermaß an Distress ruhen! Alle Tiere zeigten zudem identische Organveränderungen:

  • Magen: Entzündungen, Geschwüre (Ulkus), Durchbrüche
  • Thymus: Atrophie (Organverkleinerung mit Funktionsverlust) und Infektanfälligkeit
  • Nebennieren: Verfettet und in ihrer Funktion eingeschränkt

Auch andere Organe verändern sich je nach Belastung. Dieses Trias findet man jedoch immer. Insgesamt findet eine Reaktion in drei Phasen statt:

  • Phase 1: Sobald der Organismus Stress ausgesetzt ist entsteht zunächst eine akute Alarmreaktion: Die Leistungsfähigkeit fällt dabei vorübergehend ab und steigt schnell wieder an.
  • Phase 2: Bei länger bestehendem Distress oder immer wieder kehrendem kommt es zum Resistenzstadium: Der Körper bleibt so langfristig leistungs- und widerstandsfähig. Es kommt zu einer maximalen Adaptation.
  • Phase 3: Hält das 2. Stadium lange genug an kommt es zum Stadium der Erschöpfung. Die Rückführung in das Resistenz- oder gar Alarmstadium ist nur sehr schwer möglich, da der Organismus seine Reserven verbraucht hat. Es bedarf längerer Ruhephasen und einer Änderung der Lebensführung mit intensiver therapeutischer Begleitung.

Fogende Symptome ohne klare Ursache zeigen sich:

  • ständige Infekte oder keine Infekte
  • Allergien und Heuschnupfen (chron. Sinusitis)
  • Magen- und andere Verdauungssymptome
  • Schlafstörungen, Gereiztheit, ständige Unlust, Burn-Out
  • Konzentrationsschwäche, Gedankenflucht
  • Müdigkeit, Niedergeschlagenheit
  • Zittern, nervöse Ticks, Stottern
  • nächtliches Knirschen der Zähne mit den Folgen: erhöhte Empfindlichkeit bzw. Schmerzen gegen süß/sauer, heiß/kalt, evtl. Kiefergelenksprobleme
  • häufiger Harndrang
  • Migräne, prämenstruelles Syndrom
  • Nacken- und Kreuzschmerz
  • zu wenig oder zu viel Appetit
  • verstärkter Bedarf an Nikotin, Alkohol, Kaffee, sonstigen Drogen
  • chronische  Beschwerden, die trotz guter Therapie nicht ausheilen.

Nun kommen wir zur Verknüpfung mit der Applied Kinesiology. Diese drei Phasen zeigen sich im Muskeltest in Form von drei möglichen Reaktionen:

  • Normotonus: Dies entspricht einer relativ zufriedenstellenden Reaktionslage. Der Körper ist offensichtlich in der Lage potentiell positive und negative Reize zu erkennen und entsprechend über den Muskeltest zu beantworten. In diese Kategorie fallen auch isolierte Muskelschwächen.
  • Hypertonus: Vor allem wenn alle Muskeln hyperton (krampfend) sind handelt es sich um eine übergroße Anspannung des gesamten Systems. Diese Situation entsteht meist durch einen langen, andauernden und großen Stress, egal welcher Herkunft. Nach Seyle befindet man sich in Phase 2. Intensive Therapie (Orthomolekulare Substanzen, Homöopathie, Entspannung, Psyche entlasten, Herdsanierung, Phytotherapie, Osteopathie bspw.) und Ruhe werden benötigt.
  • Hypotonus: Dies entspricht der Erschöpfungsphase (3. Phase) nach Seyle. Die unter „Hypertonus“ indizierten Therapien sind hier ebenfalls anzuwenden, jedoch noch vorsichtiger und gleichzeitig intensiver. Wichtig sind auch Wärme, positive Energie und geistig-emotionale Hilfe